Ein Minenwarnschild auf einem nebligen Hügel.

Bei einem tragischen Minenunglück in Südsyrien wurden 11 Menschen getötet und 24 weitere verletzt verletzt, als sie auf dem Weg zur Feldarbeit über eine Landmine fuhren.

Wie die gemeinnützige Forschungsorganisation Action on Armed Violence (AOAV) berichtete, befand sich am Samstag, den 11. Juni 2022 eine Gruppe Landarbeiter*innen auf dem Weg zu den landwirtschaftlichen Flächen in der Nähe des Dorfes Deir al-Adas in Südsyrien, als ihr Transporter über eine Landmine fuhr und eine Detonation auslöste. Durch die Explosion wurden elf Menschen getötet und 34 weitere verletzt. Unter den Toten befanden sich fünf Kinder und drei Frauen.

Ein tragischer Unfall, der aufgrund der hohen Verseuchung mit Landminen in Syrien aber kein Einzelfall ist. Denn die Konfliktparteien haben in unterschiedlichem Ausmaß unzählige Minen in allen Gebieten verlegt, in denen militärische Operationen stattgefunden haben. Keine der Parteien hat seither ernsthafte Maßnahmen ergriffen, um diese Minen zu räumen, zu orten, zu warnen oder zu entschärfen.

Jeder zweite Mensch in Syrien ist bedroht durch explosive Kriegsreste getötet oder verletzt zu werden.

Nach 11 Jahren Krieg hat der Einsatz von Explosivwaffen in Syrien – unter anderem durch Luft- und Artillerieangriffe mit Raketen und Mörsern sowie durch improvisierte Sprengsätze und Landminen – die Zivilbevölkerung getötet, traumatisiert und vertrieben. Schätzungen zufolge sind in Syrien zwischen 100.000 und 300.000 explosive Geschosse nicht detoniert, sodass in den verseuchten Gebieten weiterhin die Gefahr einer Explosion besteht. Dazu kommt der weit verbreitete Einsatz von Sprengfallen und Landminen, die entwickelt und platziert wurden, um militärische Vorstöße zu behindern, um die Zivilbevölkerung zu bedrohen und zu verängstigen, und um Regionen unzugänglich zu machen. Durch die extreme Verseuchung wurden allein im Jahr 2020 pro Tag durchschnittlich 76 Unfälle durch explosive Kriegsreste verzeichnet. Das entspricht in etwa einen Unfall alle 20 Minuten, wodurch schätzungsweise jeder zweite Mensch in Syrien durch nicht detonierte Kriegsreste bedroht ist. Das sind etwa 10 Millionen Menschen.

Die Meisten der registrierten Unfälle mit explosiven Kriegsresten ereigneten sich in den Bezirken Idlib und Aleppo im Nordwesten Syriens. Der tragische Fall von Deir al-Ads zeigt jedoch, die Gefährdung besteht im ganzen Land und zwar besonders dort, wo sich besonders viele Zivilist*innen aufhalten. Der Großteil der registrierten Unfälle ereignete sich in Wohngebieten (39%), in landwirtschaftlichen Gebieten (34%) oder auf der Straße sowie am Straßenrand (10%).

  • Mehr Informationen zu Landminen in Syrien.
  • Mehr Informationen zu Explosiven Kriegsresten in Syrien, sowie deren Auswirkungen und erforderliche Maßnahmen in der Studie „Explosive Kriegsreste in Syrien" von Handicap International in Zusammenarbeit mit „Syria Mine Action Area of Responsibility“.
  • Mehr Informationen zur Minenräumung.