Syrien: Gefahr durch Landminen und explosive Kriegsreste steigt - neuer Bericht von HRW
Seit dem Fall des Assad-Regimes kehren immer mehr Menschen in ihre Heimatorte zurück. Doch nicht immer bedeutet das mehr Sicherheit. Zu oft sind die Wege und Häuser vermint oder mit Blindgängern belastet. Die Opferzahlen steigen an. Gleichzeitig bietet die derzeitige Situation die Chance, nach 14 Jahren Krieg endlich systematisch mit der Minenräumung zu beginnen und die Bevölkerung aufzuklären, wie Human Rights Watch in einem neuen Bericht klarstellt.
Für den Bericht sprach Human Rights Watch mit Betroffenen, Gemeindemitgliedern, UN-Vertreter*innn und Minenräumexpert*innen aus lokalen und internationalen Organisationen. Das Team nutzte auch Daten von INSO – einer internationalen Organisation, die sich der Sicherheit von Hilfsarbeitenden widmet.
Die dramatischen Folgen des Krieges
Laut dem Bericht sind seit 8. Dezember 2024, als das Assad-Regime gestürzt wurde, mehr als 600 Menschen durch Landminen und explosive Kriegsreste getötet oder verletzt worden. Laut INSO sind die monatlichen Opferzahlen deutlich angestiegen, was wohl eine direkte Folge der verstärkten Rückkehrbewegungen von Vertriebenen in ihre Heimatorte ist.
14 Jahre Krieg und der Einsatz von Antipersonen-Minen, Antifahrzeug-Minen, Streumunition und anderen Explosivwaffen durch die syrischen Regierungstruppen, ihre Verbündeten und bewaffnete Oppositionsgruppen haben das Land schwer verwüstet - und ein tödliches Erbe hinterlassen, das die Bevölkerung nun antreten muss.
Besonders besorgniserregend ist laut Human Rights Watch die mangelnde Aufklärung über die Gefahren und den Umgang damit. In Gesprächen mit Überlebenden und Zeugen wurde klar, dass die Betroffenen keine Informationen über Gefahrenstellen in ihren Gegenden hatten - und auch nicht wussten, wie sie diese melden konnten, um andere Menschen zu schützen.
Eine echte Chance für die Menschen in Syrien
Der aktuelle Moment bietet eine Chance, die außergewöhnliche landesweite Kontamination systematisch anzugehen – eine Gelegenheit, die seit über einem Jahrzehnt nicht bestanden hat. Ohne intensive, landesweite Maßnahmen werden noch mehr Menschen bei Ihrer Rückkehr und in ihrem neuen Alltag der täglichen Gefahr durch explosive Kriegsreste ausgesetzt sein. Es ist deshalb jetzt die Zeit zu handeln.
Empfehlungen von Human Rights Watch:
- Einrichtung einer zivilen nationalen Minenräumungsbehörde in Zusammenarbeit mit dem UN-Minenräumdienst (UNMAS)
- Priorisierung von Untersuchung, Räumung und Risikoaufklärung durch die Übergangsregierung und internationale Geldgeber
- Entwicklung von Standards und Überarbeitung bestehender Registrierungsvereinbarungen für humanitäre Minenräumorganisationen
- Sicherung vorhandener Waffenbestände der ehemaligen Regierung, um weitere Unfälle zu verhindern
- Bereitstellung angemessener finanzieller Unterstützung für Minenräumaktivitäten und Opferhilfe
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