Minenarten - die wichtigsten im Überblick
Weltweit soll es laut der UN Entminungsagentur UNMAS ca. 600 verschiedene Arten von Minen geben, hinzu kommen unzählige improvisierte Sprengsätze.
Direkt zu den wichtigsten Minenarten:
Es gibt zahlreiche Minenarten, die sich auf zahlreiche Weisen klassifizieren lassen. Man kann zwischen ihren Zielen (was soll angegriffen werden - Personen, Fahrzeuge, Panzer), ihrem Material, ihrer Bauart, ihrer Funktionsweise und vielem mehr unterscheiden. Einen umfassenden Überblick bietet Wikipedia. Die geläufigsten Minenarten haben wir weiter unten aufgelistet.
Landminen werden typischerweise aus Holz oder Kunststoff gefertigt, selten auch aus Glas. Je weniger Metallteile sie besitzen, desto schlechter können sie von Metalldetektoren gefunden werden.
Sie bestehen aus einem Gehäuse, einem Zünder und Sprengstoff. Der Zünder wird durch unterschiedliche Mechanismen ausgelöst, die auf Druck, Zug, Erschütterung oder Wärme reagieren. Er bringt den Sprengstoff zur Explosion. Am bekanntesten sind Stolperdraht und Druckzünder.
Die wichtigste Unterscheidung der Minenarten ist die zwischen Antipersonen-Minen und Antifahrzeug-Minen.
Antipersonenminen
Antipersonenminen richten sich gegen Menschen. Ihr Ziel ist es, menschliche Gegner durch eine Explosion zu verletzen oder zu töten und sie am Weiterrücken zu hindern. Dadurch werden
- ganze Gebiete versiegelt,
- wichtige Infrastruktur unerreichbar,
- Stellungen geschützt,
- Routen zerstört
- Versorgung und Nachschub gestört und
- die Zivilbevölkerung terrorisiert.
Sie können sowohl durch Drauftreten, als auch durch Stolperdraht aktiviert werden. Viele Antipersonen-Minen sollen in erster Linie verletzen und nicht töten. Die Verletzung bindet nämlich mehr Ressourcen beim Gegner und hat eine noch schlimmere Wirkung auf die Moral der Überlebenden.
Sie sind durch den Vertrag von Ottawa von 1997 verboten.
Frank Masche, ein ehemaliger Entminer, erklärt in diesem (qualitativ leider veraltetem) Video anschaulich die perfide Wirkungsweise diverser Antipersonenminen:
Antipersonenminen richten sich direkt gegen Menschen und werden meist durch Berührung oder einen anderen sensiblen Mechanismus, wie einen Stolperdraht und einen Bewegungsmelder ausgelöst. Sie sind durch die Ottawa-Konvention verboten.
Frank Masche, ein ehemaliger Entminer, erklärt in diesem (qualitativ leider veraltetem) Video anschaulich die perfide Wirkungsweise diverser Antipersonenminen:
► Lesen Sie weiter: Wie funktionieren Landminen?
Druckzündermine
Eine Druckzündermine wird durch Druck von oben ausgelöst. Ihre aufwärts gerichtete Explosion zerfetzt die untere Hälfte des menschlichen Körpers. Ausgelöst wird sie durch Personen, die auf sie treten. Auslöser können aber auch Tiere oder Autos und manchmal sogar die Vegetation sein. Die Druckzündermine wird häufig auch Tretmine genannt.
Sie ist bewusst so konstruiert, dass sie ihre Opfer nicht tötet, sondern durch schwere Verletzungen maximale Ressourcen beim Gegner bindet: Eine verletzte Person muss aufwändig geborgen und versorgt werden, eine Leiche kann erstmal liegen bleiben.
Splittermine
Eine Splittermine verschießt nach ihrer Explosion bis zu tausend Metallkugeln oder scharfe Stahlsplitter. Dadurch kann sie Personen in einem Umkreis von 25 bis 100 Metern töten oder schwer verletzen. Die Splittermine wird durch einen Stolperdraht ausgelöst, ihr Ziel ist in der Regel die Tötung der Gegner.
Springmine
Eine Springmine “springt” durch eine zweite kleinere Sprengladung etwa einen Meter in die Höhe und verschießt ihre Metallsplitter auf den mittleren Bereich des menschlichen Körpers.
Die Springmine soll Verletzungen im Genital- und Bauchbereich zufügen. Die meisten Opfer sterben sofort. Viele der Überlebenden sterben später durch die tief in das Gewebe eingedrungenen Splitter und Schmutzpartikel, die Infektionen verursachen.
Die Technologie hinter dieser Minenart ist eine deutsche Erfindung. Erstmals wurde sie in Form der S-Mine im 2. Weltkrieg eingesetzt.
► Lesen Sie hier mehr über Deutschland und Minen.
Claymore - direktionale Splittermine
Eine direktionale Splittermine verschießt zielgerichtet bis zu 1.500 Stahlsplitter auf ihre Opfer. Dieser Minentyp wird oft auch nach der US-amerikanischen Urform dieser Waffe als "Claymoremine" bezeichnet.
Häufig werden diese Minentypen auch als Antifahrzeug-Minen definiert, da ihre Stahlsplitter je nach Sprengkraft auch Metall durchdringen können.
Antifahrzeug-Minen (Panzerminen)
Antifahrzeug-Minen richten sich gegen feindliche Fahrzeuge und Panzer. Sie sollen die Antriebstechnik zerstören und je nach Typ auch die Insassen töten oder verletzen. Sie sind international nicht verboten. Panzerminen sind besonderes schwere Anti-Fahrzeug-Minen, die die schwere Rüstüng von Panzern durchschlagen sollen.
Viele Mitgliedsstaaten der Ottawa-Konvention setzen sie dennoch nicht ein, da die völkerrechtlich entscheidende Frage “Gegen wen richtet sich die Mine laut Definition” für die Bevölkerung in der Nähe von einem Minenfeld ziemlich egal ist.
Für sie zählt nur: “Wen greift die Mine an?” Hier verschwimmen die Grenzen der beiden Minentypen. Der Druckzünder einer Antifahrzeug-Mine reagiert zwar erst auf höhere Gewichte - doch meistens sind diese immer noch niedrig genug, so dass sie von Menschen, schweren Tieren oder zivilen Fahrzeugen ausgelöst werden können. Panzermine ist deshalb leider einer irreführender Begriff. Einige Panzerminen werden erst durch sehr hohe Gewichte ausgelöst, so dass sie unter Umständen nicht von einem Menschen direkt ausgelöst werden. Aber spätestens ein Auto oder eine Reisebus bringen sie zur Explosion - mit verheerenden Folgen.
Tellerminen
Tellerminen sind Antifahrzeug-Minen, die durch Überfahren des Druckzünders explodieren. Tellerminen wurden seit dem Zweiten Weltkrieg millionenfach weltweit eingesetzt.
Aufhebeschutz
Als Aufhebeschutz oder auch Aufhebesperre wird eine Sprengladung bezeichnet, die eine andere Mine schützen soll, meist eine Antifahrzeug-Mine. Die Sprengladung ist entweder direkt in diese integriert oder wird an ihr befestigt.
Um den Aufhebeschutz auszulösen, reicht häufig schon eine einfache Berührung. Deshalb müsste so eine Konstruktion eigentlich durch die Ottawa-Konvention verboten sein. Als Teil einer Antifahrzeug-Mine ist sie es jedoch leider nicht.
Hohlladungsmine
Die Hohlladungsmine wirkt auf die ganze Fahrzeugbreite und nicht nur gegen z.B. die Kette oder das Rad eines Fahrzeuges. Wird die Mine ausgelöst, schießt sie ihre Ladung von unten gegen das darüber fahrende Fahrzeug und durchschlägt dessen Boden. Der dabei entstehende Explosionsdruck der Hohlladungsmine zerstört das Fahrzeug und tötet oder verletzt die Insassen.
Flächenverteidigungsmine
Eine Flächenverteidigungsmine wird durch einen akustischen Sensor von Motorengeräuschen "geweckt". Sie verschießt ihre Munition in einer Höhe von ca. 150 Metern. Dort sinkt sie langsam an einem kleinen Fallschirm zu Boden und sucht sich mittels eines zweiten Sensors ein Ziel-Fahrzeug. Hat sie es gefunden, feuert sie ihr tödliches Geschoss von oben ab.
Hauptsächlich werden Flächenverteidigungsminen eingesetzt, um Fahrzeuge der Minenräumung zu attackieren und damit Minenfelder zu schützen. Auch Flächenverteidigungsminen unterliegen nicht den Verbotsbestimmungen der Ottawa Konvention.
Informieren Sie sich weiter:
Portraits aus unseren Ausstellungen
In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellung konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.
Jennifer Diaz Gonsalez sucht im Regenwald Kolumbiens nach Minen. Die junge Frau hat gute Gründe zu kämpfen: Ihre Tochter soll ohne Angst aufwachsen.
Boniface Kapindo tritt in Uganda auf eine Landmine. Mutige Dorfbewohner retten ihn. Er überlebt und baut trotz seiner amputierten Beine eine Zukunft für seine Familie.