Landminen in Myanmar
Jedes Jahr fordern Minen in Myanmar hunderte von Opfer. Dennoch werden jedes Jahr noch mehr Minen verlegt - sowohl durch die Tatmadaw, die Streitkräfte der Regierung, als auch durch zahlreiche nicht staatliche bewaffnete Gruppen. Myanmar ist kein Vertragsstaat des Minenverbotsvertrags.
Der Unabhängigkeitskrieg 1948, mehrere Grenzkonflikte mit Bangladesch, China, Indien und Thailand sowie der lang anhaltende Konflikt mit verschiedenen nicht staatlichen bewaffneten Gruppen hinterließen verminte Gebiete in Myanmar und setzten die Bevölkerung so einem hohen Risiko aus.
Myanmar war das Land, das 2023 die höchste Zahl an Unfällen mit Minen und explosiven Kriegsresten zu verzeichnen hatte: 1.003 Menschen wurden getötet oder verletzt.
Ende 2023 waren 168 der insgesamt 325 Bezirke in unterschiedlichem Ausmaß mit Landminen kontaminiert.
Letztes Update: 20.11.2024
Das lesen Sie auf dieser Seite:
- Woher stammen die Daten auf dieser Seite?
- Wie viele Unfälle mit Minen gab es bisher?
- Wo liegen Minen in Myanmar?
- Wer verlegt die Minen?
- Hat Myanmar Minen verboten?
- Werden Minen geräumt?
- Wie hilft Handicap International den Menschen in Myanmar?
Woher stammen die Daten auf dieser Seite
Die meisten Daten auf dieser Seite stammen aus dem Landmine-Monitor. Der Monitor ist ein jährlich erscheinender Bericht, der über die Umsetzung des Ottawa-Vertrages, also des internationalen Minenverbots informiert. Handicap International ist im Kuratorium des Monitors.
Der aktuellste Landminen-Monitor vom November 2024 enthält Informationen über die Entwicklungen im Jahr 2023. Er liefert detaillierte Daten und Analysen zur Einhaltung und Umsetzung des Vertrags weltweit, wobei der Fokus auf den Fortschritten und Herausforderungen des letzten Kalenderjahres liegt. Der Bericht erscheint stets im Oktober oder November und bezieht sich auf das vorangegangene Kalenderjahr.
!! Handicap International führt selbst keine Erhebungen zu Minen- und Opferzahlen in Myanmar durch !!
Wie viele Unfälle mit Minen gab es bisher?
Seit dem Jahr 2000 sind in Myanmar mehr als 5.000 Menschen durch Minen und ERW getötet worden. Immer wieder werden durch Akteure aus Myanmar auch Minen in Bangladesch, an der Grenze zu Myanmar verlegt. Durch diese starben im selben Zeitraum mind. 200 Menschen.
Der Landminen-Monitor gibt für 2023 1.003 getötete oder verletzte Personen an. Zum ersten Mal war Myanmar damit weltweit das Land mit den höchsten Opferzahlen im Jahr 2023. Die Zahl ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen, 2021 waren es 368 und 2022 545 getötete oder verletzte Menschen.
HI fördert die Rechte von Minenopfern und Menschen mit Behinderung in Myanmar
Unsere Teams klären über die Risiken von Minen und explosiven Kriegsresten auf, um Betroffenen Selbstschutz zu ermöglichen.
Lesen Sie hier mehr über unseren Einsatz in Myanmar.
Wo liegen Minen in Myanmar?
168 der insgesamt 325 Bezirke sind (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß) mit Landminen kontaminiert. Besonders gefährdet ist die Bevölkerung im Rakhaing-Staat, wo viele der Rohingya leben. Auch die Region Bago und der Staat Kayin sind stark vermint. Das genaue Ausmaß der Kontamination ist unbekannt, wird jedoch sehr hoch eingeschätzt.
Zu den verminten Gebieten gehört außerdem eine der wichtigsten Landübergangsroutenzwischen Myanmar und Bangladesch.
Wer verlegt die Minen?
Seit dem ersten Bericht 1999 dokumentierte der Landminen-Monitorjedes Jahr den Einsatz von Antipersonen-Minendurch das myanmarische Militär und verschiedene nichtstaatliche Akteure. Nach eigenen Angaben nutzt das Militär Myanmars Landminen nur reguliert und auf begrenzter Basis. 2017 berichteten der Landminen-Monitor und andere unabhängige Organisationen, dass das Militär Landminen an der Grenze zu Bangladesch eingesetzt habe.
Seit der Machtübernahme durch einen Militärputsch am 1. Februar 2021 scheinen die Streitkräfte Myanmars den Einsatz neuer Minen deutlich erhöht zu haben. Dazu gehört auch das Verlegen von Minen in der Nähe von Infrastrukturen wie Mobilfunkmasten, Bergbauunternehmen und Energiepipelines. Vom Monitor geprüfte Fotos zeigen, dass nichtstaatliche bewaffnete Gruppen (NSAG) von Januar 2022 bis September 2024 jeden Monat in fast allen Teilen des Landes eine beträchtliche Anzahl von Antipersonenminen von den myanmarischen Streitkräften erbeutet haben.
Konkrete Berichte und Behauptungen über neue Antipersonenmineneinsätze durch die myanmarischen Streitkräfte während des Berichtszeitraums wurden in den Staaten Chin, Kayah, Kayin, Rakhine und Shan sowie in den Regionen Bago und Tanintharyi verzeichnet.
NSAGs haben in Myanmar wiederholt Antipersonenminen eingesetzt, seit der Monitor 1999 mit der Berichterstattung begann. Anfang 2022 gab es Behauptungen über einen neuen Einsatz durch die Kachin Independence Army (KIA), die Karen National Liberation Army (KNLA) und andere Gruppen.
Lokale Medien in Myanmar berichteten über den Einsatz von Landminen durch lokale antimilitärische Milizen, die nach dem Staatsstreich vom Februar 2021 gegründet wurden, darunter neben regulären Minen auch Sprengsätze, die manuell gezündet werden. Im Gegensatz zu Opfer-aktivierten Antipersonen-Minen sind diese nicht durch den Ottawa-Vertrag verboten.
Hat Myanmar Minen verboten?
Antipersonen-Minen und Antifahrzeug-Minen sind in Myanmar nicht verboten. Myanmar ist kein Vertragsstaat des Minenverbotsvertrags, der das Verbot von Antipersonenminen regelt.
Werden die Minen geräumt?
Es gibt nur vereinzelte und kaum überprüfbare Berichte über Minenräumung sowohl durch staatliche als auch durch nicht-staatliche Akteure.
Wie hilft Handicap International den Menschen in Myanmar?
In Myanmar fördert Handicap International (HI) die Rechte der Opfer von Landminen und explosiven Kriegsrestensowie von Menschen mit Behinderung und stärkt ihre Inklusion in den örtlichen Gemeinden.
Handicap International (HI) unterstützt Opfer von Landminen und explosiven Kriegsresten sowie Menschen mit Behinderung und verschafft ihnen Zugang zu Rehabilitations-Maßnahmen und psychologischer Unterstützung. Unsere Teams klären über die Risiken von Minen und explosiven Kriegsresten auf, damit sich die Bewohner*innen besser vor Unfällen schützen können.
HI schult medizinisches Personal in Krankenhäusern, einschließlich der Notaufnahmen in Kinderkrankenhäusern in Yangon und Mandalay, zum Thema Katastrophenvorsorge. Des Weiteren setzen wir uns für die Entwicklung nationaler Katastrophenschutzpläne ein und schulen auch Behindertenorganisationen im Katastrophenrisikomanagement unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der besonders schutzbedürftigen Personen.
Wir führen außerdem Rehabilitations-Maßnahmen für Menschen mit Behinderung durch, die von dem Konflikt im Bundesstaat Kayin betroffen sind.
Zudem leiten wir ein Projekt zur Früherkennung von Behinderungen (Reha-Sitzungen, psychosoziale Unterstützung usw.) u. a. für Kinder unter fünf Jahren und schwangere Frauen. Dieses Projekt richtet sich insbesondere an Opfer von Naturkatastrophen. Ziel ist es, die Entwicklung von Komplikationen oder einer Behinderung zu verhindern.
Darüber hinaus strebt HI an, dass Menschen mit Behinderung Zugang zu Gesundheitsdiensten, Bildungsangeboten und alternativen Einkommensquellen haben.
Informieren sie sich weiter:
Portraits aus unseren Ausstellungen
In Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Fotografen Till Mayer haben wir zwei Ausstellungen konzipiert, die deutschlandweit verliehen werden. "Barriere:Zonen" und "erschüttert" erzählen bewegende Geschichten von Menschen aus Krisengebieten, von denen viele eine Behinderung haben. Lesen Sie hier Ihre Geschichten.
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